Was ist ein Lymphödem
Das Lymphsystem ist zuständig für den Abtransport der Lymphflüssigkeit, die sich in den Zellzwischenräumen (Interstitium) ansammelt. Schafft das Lymphsystem diese Arbeit nicht vollständig, so sammelt sich die Lymphflüssigkeit und mit ihr Substanzen wie Eiweiß, Nahrungsfette, Zellen und Zelltrümmer, aber auch Krankheitserreger wie Bakterien und Viren im Gewebe. Dies äußert sich durch eine sicht- und tastbare Schwellung, die als Lymphödem bezeichnet wird.
Ursachen des Lymphödems
In den meisten Fällen ist das Lymphödem keine eigenständige Erkrankung, sondern tritt als Symptom einer anderen Erkrankung oder als Folgeerkrankung auf. Diese sekundären, also erworbenen, Lymphödeme kommen häufiger als primäre, also angeborene, Lymphödeme vor.
Primäres Lymphödem
Ein primäres Lymphödem kann bereits unmittelbar nach der Geburt oder auch im Laufe des Lebens auftreten.
Mögliche Ursachen sind:
- Angeborenes Fehlen von Lymphgefäßen
- Unterentwicklung von Lymphgefäßen oder Lymphknoten
- Verhärtungen von Lymphknoten
Sekundäres Lymphödem
Ein sekundäres Lymphödem hat immer eine vorangehende Ursache, durch die das Lymphsystem beeinträchtigt oder geschädigt wurde. Sekundäre Lymphödeme können in allen Körperregionen auftreten.
Mögliche Ursachen sind:
- Verletzungen, bei denen Lymphbahnen oder knoten beschädigt wurden
- Operationen, bei denen Lymphknoten entfernt oder Lymphbahnen durchtrennt werden mussten
- Durch Viren, Bakterien oder Pilze ausgelöste Entzündungen
- Unbehandelte, chronisch venöse Insuffizienz
- Tumore, bösartige Erkrankungen, Bestrahlungen
Infektionen und Insektenstiche
Woran erkennt man ein Lymphödem
Typisch beim Lymphödem ist seine einseitige, nicht symmetrische Ausprägung. Bei einer Schwellung des Armes oder Beines sind auch die Finger bzw. Zehen angeschwollen.
Im Vergleich zum Lipödem geht die Schwellung nicht unbedingt mit einer Disproportion und Fettvermehrung einher. Auch die Druckschmerzen und Neigung zu Hämatomen halten sich in Grenzen.
Die unterschiedlichen Ödemformen sind nicht einfach voneinander zu unterscheiden. Außerdem kann ein Lymphödem auch zusammen mit anderen Erkrankungen auftreten.
Sichtbare Symptome des Lymphödems
- Einseitig auftretende Schwellung
- Bei einer Schwellung der Arme sind auch der Handrücken und die Finger betroffen
- Bei einer Schwellung der Beine sind auch der Fußrücken und die Zehen betroffen
- Im späteren Stadium kommt es zu einer Verhärtung und Verdickung der Haut (Fibrose)
- Auftreten einer Wundrose (Erysipel)
- Stemmersches Zeichen: Bei einem Lymphödem am Fuß lässt sich die Haut am Fußrücken hinter den Zehen nicht mehr greifen und anheben.
Die Stadien des Lymphödems
Lymphödeme können, je nach Ausprägung, in vier Stadien unterteilt werden.
Stadium 0 Latenzstadium | Stadium 1 Spontan reversibles Stadium | Stadium 2 Spontan nicht reversibles Stadium | Stadium 3 Irreversibles Stadium | |
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Aussehen | Noch kein Ödem sichtbar | Leichte Schwellung sichtbar | Schwellung deutlich sichtbar | Zum Teil extreme Volumenzunahme des betroffenen Körperteils |
Reaktion auf Fingerdruck | Fingerabdruck hinterlässt noch keine sichtbare Delle | Fingerdruck hinterlässt eine sichtbare Delle | Ein Eindrücken ist kaum mehr möglich | Kein Eindrücken mehr möglich |
Veränderung durch Hochlagern | Keine Veränderung durch Hochlagern | Ödem bildet sich durch Hochlagern zurück | Ödem bildet sich durch Hochlagern nicht mehr zurück | Ödem bildet sich durch Hochlagern nicht mehr zurück |
Beschaffenheit | Weiches Bindegewebe | Weiches Bindegewebe | Verhärtetes Bindegewebe |
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Die konservative Behandlung bei Lymphödemen
Die einzige Behandlungsmöglichkeit, die bei einem Lymphödem nachweislich zu einer Verbesserung beiträgt bzw. einer Verschlimmerung entgegenwirkt, ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE). Dazu gehören die Manuelle Lymphdrainage (MLD), eine auf das Stadium des Lymphödems abgestimmte Kompressionsbehandlung, Hautpflege, entstauende Bewegungs- und Atemtherapie sowie die aktive Mitarbeit des Patienten durch Aufklärung und Schulung.
Dabei bildet die Therapietreue mit einer konsequenten Umsetzung der Maßnahmen durch die behandelte Person die Basis für den Erfolg der Therapie.
Behandlungskonzept von Lymphödemen in 2 Phasen
Die 1. Phase der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) hat das Ziel, den Lymphabfluss in der erkrankten Körperregion zu verbessern, Verhärtungen im Gewebe (Fibrosen) zu lockern und den Abtransport der eiweißreichen Lymphflüssigkeit zu erleichtern. Sie wird daher auch Entstauungsphase genannt. In dieser Phase findet nach Möglichkeit täglich eine Manuelle Lymphdrainage (MLD) in Verbindung mit einer Bewegungstherapie und Hautpflege statt. Das Ergebnis der Entstauung geht in der Regel mit einer stufenweisen Verminderung des Umfangs einher und wird daher im Idealfall mit einem medizinischen adaptiven Kompressionssystem (MAK) gesichert.
Die 2. Phase wird als Erhaltungsphase bezeichnet. Sie beginnt, sobald die maximal mögliche Entstauung erreicht ist und keine Umfangsschwankungen mehr auftreten. In dieser Phase bekommt die betroffene Person ihre, maßgeschneiderte, flachgestrickte Kompressionsbekleidung und die Einheiten der Manuellen Lymphdrainage werden reduziert.