1. Einfach nur dick?
Nach der Begrüßung eröffnete Adipositas-Chirurgin Dr. med. Sylvia Weiner mit dem Vortrag „Das Metabolische Syndrom“ den ersten Themenblock. Sie nannte Adipositas eine "Pandemie des 21. Jahrhunderts", denn Hochrechnungen schätzten die Anzahl adipöser Menschen auf eine Milliarde. Die Behandlung der Adipositas sei ein sehr komplexes System, das aus weit mehr als "weniger essen" und "mehr bewegen" bestehe. Es handle sich um einen Kreislauf, der sich immer mehr verstärke.
Dr. med. univ. Tuzla Maida Ragibovic, Offenbach, zeigte „Die konservative Therapie der Adipositas“ auf. Die entscheidende Basistherapie der Adipositas umfasse drei Säulen: Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie.
„Adipositas im Kindesalter“ trete immer häufiger auf, so Kindergastroenterologin Dr. med. Johanna Keck, Offenbach. Kinderärztinnen und -ärzte stünden vor großen Herausforderungen in der Behandlung der Stoffwechselerkrankung und bräuchten sowohl eine Entstigmatisierung als auch einen multimodalen Therapieansatz, um Kindern und Jugendlichen die bestmögliche Behandlung bieten zu können.
Dr. med. Anne Freund, Offenbach, ordnete in ihrem Vortrag „Adipositas-Chirurgie: Status und Update“ die verschiedenen Möglichkeiten der Adipositas-Chirurgie ein. Dabei biete die endokrine Chirurgie, die neben der funktionellen Chirurgie auch die Behandlung des Hormonaushalts einschließe, wesentlich zielführendere Ergebnisse.
Dass „Postoperative Ernährungs- und Verhaltensregeln in Theorie und Praxis“ umfangreich und erfolgsentscheidend seien, zeigte die zertifizierte Diätassistentin Ursula Ewerts-Hart, Offenbach. Verschiedenste Regeln zu Essrhythmus, Getränken, Sättigungsgefühl, Portionsgrößen, Proteinbedarf, Konsistenz, Nahrungsergänzungsmittel etc. müssten unbedingt eingehalten werden.
2. Drumherum
Im zweiten Teil des Symposiums drehte sich alles um die Begleiterscheinungen der Adipositas. Den Anfang machte Dr. med. Jeanette Marell, Bad Nauheim, mit dem Thema „Lymphödem und Adipositas: Verstärkt sich das gegenseitig?“. Diese Frage bejahte die Oberärztin der Lymphologie. Beide Erkrankungen müssten jeweils behandelt werden. Eine Besserung der Adipositas brächte auch eine Verbesserung der Lymphödem-Beschwerden mit sich.
Im Vortrag „Diagnose Lipödem – Eine Betrachtung aus interdisziplinärer Sicht“ zeigte Chirurgin und Lymphologin Nathalena Hein, Seligenstadt, die Schnittmengen der beiden Erkrankungen Lipödem und Adipositas auf. Dadurch sei eine korrekte Diagnose eine große Herausforderung.
Prof. Dr. med. W. Alexander Mann, Frankfurt am Main, griff das aktuelle Thema „Inkretine, Twinkretine etc.: Ein diabetologisch-endokrinologisches Update“ auf. Inkretin-Analoga und das erste Twinkretin seien sehr wirkungsvolle Medikamente zur Behandlung von Adipositas. Die Gewichtsreduktion bis über 20 % des Körpergewichts sei eindrucksvoll, aber nicht ohne Nebenwirkungen und nur bei dauerhafter Einnahme möglich.
Dr. med. Michael Pauthner, Offenbach, informierte über die Volkskrankheit Sodbrennen, die meist mit einem Zwerchfellbruch einhergehe. Bei adipösen Patientinnen und Patienten könnten die Symptome oft durch eine Gewichtsreduktion verbessert werden. Die Behandlung mit Medikamenten sei in der Regel die erste Wahl. Bei massivem Übergewicht solle ein adipositas-chirurgischer Eingriff erfolgen.
Einen Blick auf die „Adipositas in der ambulanten Therapie“ gewährte Physiotherapeut Dennis Wagenknecht, Frankfurt am Main. Die Herausforderungen seien hierbei multifaktorielle Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Atemnot, Schädigungen des Bewegungssystems, Weichteilhemmungen wie Arthrosen oder die notwendigen Voraussetzungen in der Physiopraxis wie Schwerlastgeräte.
3. Ziel erreicht?
Den letzten Abschnitt leitete Dr. med. Benjamin Ziegler, Frankfurt am Main, mit seinem Vortrag zur „Plastisch-chirurgische Straffungsoperation nach Gewichtsverlust“ ein. Funktionell einschränkende Hautüberschüsse sollten erst nach 12 bis 18 Monaten mit stabilem Gewicht operativ gestrafft werden. Die häufigsten postbariatrischen plastischen Operationen seien Fettschürzenresektion bzw. Bauchdeckenstraffung, Oberarm- gefolgt von Oberschenkel- und Bruststraffung.
Der Thematik „Schöner und besser? Ästhetisch-chirurgische Techniken in der postbariatrischen Chirurgie“ widmete sich Prof. Dr. med. Holger Engel, Heidelberg. Operationstechniken aus dem Bereich der Ästhetischen Chirurgie ließen sich auf postbariatrische Operationen anwenden. Die Ausnutzung des gesamten "Armamentariums" führe zu guten Ergebnissen mit reduzierten Komplikationsraten.
„Postoperatives Management nach Plastischer Chirurgie in Praxis und Klinik“ umfasse laut Prof. Dr. med. Christoph Hirche, Frankfurt am Main, die Sicherung der erreichten Ziele einer ganzheitlichen Behandlung, die Risikostratifizierung für Komplikationen der plastischen Chirurgie, Komplikationsmanagement, Behandlung von Begleiterkrankungen und Folgeeingriffe.
Dr. med. Annette Bachmann, Frankfurt am Main, bezeichnete zum Abschluss der Fachvorträge „Adipositas in der Gynäkologie“ als alltägliche Herausforderung. Adipöse Frauen litten deutlich häufiger unter ausbleibender Menstruation. Adipositas erhöhe alle Risiken während einer Schwangerschaft und Geburt. Schlussendlich hätten Kinder von adipösen Müttern ein deutlich höheres Risiko für Adipositas.
Dr. med. Sylvia Weiner und Prof. Dr. med. Christoph Hirche fassten die Erkenntnisse der Referate des Tages zusammen und dankten den Referierenden sowie den über 110 Teilnehmenden. Beim anschließenden Get-together konnten sich alle Beteiligten im Foyer der area3 noch einmal persönlichen im Gespräch austauschen. Die Veranstaltung überzeugte durch namhafte Vortragende, die das Adipositas Symposium wieder als abwechslungsreiche Fortbildung gestalteten.
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