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10. Narbensymposium Stuttgart

Innovative Narbentherapie im interdisziplinären und interprofessionellen Kontext
Am 28.10.23 feierte das Narbensymposium in den Stuttgarter Wagenhallen sein zehntes Jubiläum. 

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. med. Bernd Hartmann, Chefarzt am Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie am Unfallkrankenhaus Berlin, Dr. med. Matthias Rapp, Leiter Zentrum für Schwerbrandverletzte am Marienhospital Stuttgart und Univ.-Prof. Dr. med. Frank Siemers, Direktor der Klinik für Plastische und Handchirurgie / Brandverletztenzentrum Halle, lag der Fokus 2023 auf den Themenkomplexen Verbrennungschirurgie, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie. 

Zur Einführung und Begrüßung sprach Dr. med. Matthias Rapp zum 40. Jubiläum des Zentrums für Schwerbrandverletzte am Marienhospital Stuttgart. Dabei spannte er den Bogen vom ersten brandverletzten Patienten, über Neuerungen bei der Behandlung von Schwerbrandverletzten bis hin zum Dreh der RTL Serie Notruf mit Hans Meiser. Bis heute wurden über 2.000 schwerbrandverletzte Patientinnen und Patienten im Marienhospital behandelt.

Einblicke in die neuesten wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnisse

Das Vortragsangebot eröffnete Univ.-Prof. Dr. med. Lars-Peter Kamolz, MSc, Graz, mit einem Beitrag zum Thema Einfluss von Biologie und genetischer Veranlassung bei der Narbenentstehung. Sein Fazit: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse rund um die Wundheilung und Narbenbildung machen es nötig, die Behandlungskonzepte zukünftig komplett zu überdenken. 

Dr. med. Corinna Bauer, Landsberg am Lech, verschaffte dem Publikum einen Überblick zur S2k-Leitlinie in Bezug auf Laser, Medical Needling, Kompressionstherapie, Cryotherapie und Kortison. Das Verfahren des Micro Needling habe einen regenerativen Vorteil und solle zukünftig so früh wie möglich zum Einsatz kommen.  

Themenblock I: Medizin und Therapie bei der Versorgung von Kindern 
Mit einem Basis-Bericht aus dem größten Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder in Münchenstartete Dr. med. Carsten Krohn, München, seinen Vortrag. Außerdem berichtete er über die Einsatzbereiche und Vorzüge neuer Verfahren. NexoBrid mit Enzymen aus der Ananas würde zur Entfernung abgestorbener Haut und Wundschorf eingesetzt. BTM (Biodegradable Temporazing Matrix), ein biologisch abbaubarer Kunststoff, sei preiswert, einfach anwendbar und könne die Bildung weicher und elastischer Narben begünstigen.

Prof. Dr. med. Steffan Loff M.Sc., Stuttgart, referierte zu Vollhauttransplantationen in der Ära von Integra, Matriderm und BTM. Vorteile für den Einsatz von Vollhaut gebe es vor allem an Stellen mit hohem kosmetischem Anspruch wie im Gesicht oder in Bereichen mit hoher mechanischer Belastung wie Händen und Füßen.

Einen Überblick zur Hilfsmittelversorgung und Kompressionsbehandlung bei brandverletzten Kindern stellte Dr. med. Nicos Marathovouniotis, Köln, vor. Um die Compliance der Kinder und deren Eltern zu erreichen, seien viel Betreuung, Nachsorge und eine an die Bedürfnisse angepasste Therapie ausschlaggebend.

Dr. med. Bernd Hartmann, Berlin, berichtete über die Vorzüge von Kerecis, einer Ersatzhaut, die aus Fischhaut von Nordsee-Kabeljau gewonnen würde. In seinem Vortrag stellte er spannende Fälle aus seiner Praxis vor.

Themenblock II. Rekonstruktion und Handchirurgie

Ein Update zur Verbrennungschirurgie beim Erwachsenen präsentierte Prof. Dr. med. Paul Christian Fuchs, FEBOPRAS, Köln. Neben verschiedenen Trends in der Verbrennungschirurgie wurden verschiedene Wundauflagen und deren Vorzüge vorgestellt. 

Den Möglichkeiten der plastisch-chirurgischen Rekonstruktionen nach Brandverletzungen widmete sich der Vortrag von Univ.-Prof. Dr. med. Frank Siemers, Halle. Die Rekonstruktion fange bereits mit der Primärbehandlung an. Trotz vieler neuer Aspekte und Therapiemöglichkeiten hätten in der Nachbehandlung Kompression und Silikon noch immer einen hohen Stellenwert. 

Über die jeweiligen Vorzüge von Dermisersatz versus Mikrochirurgie im Rahmen Narbentherapie bzw. Narbenvermeidung sprach Prof. Dr. med. Bong-Sung Kim, MBA, Zürich. Eine perfekte Einzellösung gebe es in den meisten Fällen nicht und so solle man verschiedene Verfahren kombinieren. Dabei sei generell Ersatzhaut eher für statische Areale und Lappenplastik eher für dynamische Areale geeignet.

Prof. Dr. med. C. Can Cedidi, Bremen, referierte zur rekonstruktiven Chirurgie der Hand und präsentierte viele aufschlussreiche Fälle aus der Praxis. Zur Erhaltung der Funktionalität der Hand sei bei einer Operation die Wiederherstellung der Stabilität der erste zentrale Schritt.

Themenblock III: Rehabilitation

Der Rehabilitation nach thermischen Verletzungen widmete sich der Vortrag von Dr. med. Sina Dittler, Ludwigshafen. Narben seien komplex und Betroffene hätten spezifische Probleme und Bedürfnisse. Eine Reha könne jedoch nur erfolgreich sein, wenn die Behandelten motiviert seien. 

Über psychologische Aspekte in der Betreuung von schwerbrandverletzten Kindern berichtete Eugenia Kim, M.Sc., Ludwigshafen. Im Idealfall würde bereits während der Intensivbehandlung mit der psychologischen Betreuung begonnen. Beim psychologischen Angebot sei auch die hohe Belastung der Eltern und Angehörigen zu berücksichtigen.  

PD Dr. med. Jennifer Schiefer, Köln, stellte die Erkenntnisse einer Studie zur Lebensqualität von Schwerbrandverletzten in Deutschland vor. Ein unschönes oder unelastisches Narbenbild führe auf lange Sicht 
häufig zu einem schlechten psychischen Zustand. Das betreffe Frauen in der Regel noch stärker als Männer. 

Themenblock IV: Chirurgie zur Körperformung und nach Infektionen
Einblicke zur Liposuktion beim Lipödem lieferte der Vortrag von Dr. med. Feras Taqatqeh, Dresden. Beim Lipödem komme es nach wie vor häufig zu Fehldiagnosen. Die Liposuktion führe zu einer dauerhaften Verbesserung, die jedoch eine lebenslange Therapie nicht ersetzen könne. 

In ihrem Update zur bariatrischen Chirurgie stellte Dr. med. Anne Freund, Offenbach, die Krankheit Adipositas und deren konservativen und operativen Therapiemöglichkeiten vor. Die Adipositas sei weiter auf dem Vormarsch, insbesondere auch bei Betroffenen im Kindesalter. 

Im Vortrag von der Nekrose zur Narbe zeigte Dr. med. Heiko Sorg, MHBA, Witten, bewährte Verfahren und aktuelle Erkenntnisse bei der Behandlung der Nekrotisierenden Fasziitis auf. Eine schnelle Diagnose, genaue Anamnese sowie eine frühzeitige Behandlung seien die wichtigsten Mittel im Kampf gegen die hohe Mortalitätsrate.

Prof. Dr. med. Maja Mockenhaupt, Freiburg, berichtete über die Behandlung der Epidermalen Nekrolyse und andere blasenbildende Hauterkrankungen. Das „Syndrom der verbrühten Haut“ könne viele Ursachen haben und sei mechanisch, thermisch, ödematisch, genetisch, medikamentös, autoimmunologisch oder toxisch bedingt. 
 

Das Narbensymposium gab Einblicke in die Möglichkeiten und Perspektiven der innovativen Narbentherapie, überzeugte durch seine hochkarätige Besetzung auf der Bühne wie auch im Saal und einen interdisziplinären und interprofessionellen Wissenstransfer. Beim anschließenden Get-together bestand die Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch. 
 

216 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die Möglichkeit vor Ort oder online am Symposium teilzunehmen.
 

Mehr zu den Veranstaltungen der Akademie finden Sie unter juzo.de/akademie

 

Julius Zorn GmbH

Juzo mit Hauptsitz im bayerischen Aichach wurde 1912 in Zeulenroda (Thüringen) gegründet und beschäftigt weltweit über 1.100 Mitarbeitenden. Mit der Schwesterfirma in den USA und den verschiedenen Tochterfirmen und Vertriebsorganisationen in Europa und Kanada bedient der Hersteller medizinischer Hilfsmittel einen internationalen Markt. Als Spezialist mit über 100 Jahren Erfahrung in der Kompressionstherapie hat Juzo es sich zur Aufgabe gemacht die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern und Beschwerden nachhaltig zu lindern. Dafür produziert das Unternehmen innovative Produkte – größtenteils „Made in Germany“ – aus den Bereichen Phlebologie, Lymphologie, Narbenmanagement und Orthopädie wie Kompressionsversorgungen in Rund- und Flachstrick sowie Bandagen und Orthesen. Neben den Produkten der Fachhandels-Marke Juzo gibt es die Juzo Akademie mit Fortbildungen für den medizinischen Fachhandel, die Marke sportomedix mit hochfunktionellen Produkten für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler und die Marke EquiCrown mit medizinischen Kompressionsbandagen für Pferde. Mit Hightech, Handarbeit und Herzblut arbeiten die Mitarbeitenden bei Juzo an innovativen und individuellen Lösungen für mehr Lebensfreude in Bewegung. Weitere Infos unter juzo.de

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